Die Geschichte des Erdsystems spiegelt sich auch in unseren Böden – die dünne Haut unserer Erde – wider: Lebens- und Nutzungskapitel sind durch unterschiedliche Horizonte und Farben nachvollziehbar, der Wert des Bodens drückt sich in seinen mannigfaltigen, unverzichtbaren Funktionen für uns aus. Jedoch beeinträchtigen die durch den Menschen verursachten Klima- und Umweltveränderungen das sensible Ökosystem unser unseren Füßen maßgeblich. Die Erforschung und Erhaltung gesunder Böden sind für alle Menschen entscheidend, da unsere Böden eine endliche und nicht erneuerbare Ressource sind. Professorin Pfeiffer forscht als Expertin auf dem Gebiet der Bodenökologie und Bodengenese an aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen des Bodens im Klimawandel an der Universität Hamburg.
Die Nachfrage an fruchtbaren Böden steigt mit wachsender Bevölkerungszahl kontinuierlich. Da aber nur ein geringer Anteil der Bodenfläche weltweit zum Ackerbau genutzt werden kann, ist der Schutz und die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Böden von immenser umweltpolitischer, gesundheitspolitischer, sicherheitspolitischer sowie kulturpolitischer Bedeutung. Mit ihrer Bodenforschung setzt Professorin Pfeiffer sich nicht nur für die Wertschätzung der Ressource Boden ein, sondern auch für ihre nachhaltige Bewirtschaftung in lokalen und internationalen Projekten. Urbaner Boden von dichtbesiedelten Städten wie Hamburg steht beispielsweise als Lebensgrundlage für Stadtbäume vor besonderen Herausforderungen, da z.B. das eingesetzte Streusalz im Winter durch große Mengen an Natriumchlorid die Böden versalzt oder die zunehmende Trockenheit den Stadtbäumen und ihren Böden besonders zusetzt. Stadtbäume, die einen hohe Kühlungs- und Filterfunktion für das Stadtklima haben und helfen, saubere Luft zu erhalten und Abkühlung aufgeheizter urbaner Ballungsräume zu leisten. Professorin Pfeiffer hat bereits zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Karriere erfolgreich an einem Boden-Ionenaustauscher mitgearbeitet, der den Salzhaushalt im Boden um das Wurzelwerk reduzierte und gleichzeitig die Nährstoffe im den Böden an der Straße der und für die empfindlichen Straßenbäume wie Linden und Kastanien unser Stadtbäume verbesserte.
Professorin Pfeiffer leitet seit etlichen Jahren deutsch-russischen interdisziplinären Verbundprojekte zum „Kohlenstoff im Permafrost“. Am Beispiel sibirischer Permafrostböden, die immer noch hinsichtlich der Auswirkungen tauenden Permafrosts unzureichend untersucht sind, zeigt sich die besondere Bedeutung des Permafrosts, der fast ein Viertel der gesamten Erdoberfläche unterlagert. Permafrostböden vermögen riesige Mengen an Kohlenstoff aus der Atmosphäre festzulegen – ein Prozess der seit mehr als 10.000 Jahren einen wichtigen Baustein unserer empfindlichen subarktischen und arktischen Ökosysteme wie Tundren oder boreale Wälder darstellt. Steigende, durch den Klimawandel bedingte, Temperaturen bedeuten eine gravierende Zäsur des ineinandergreifenden Ökosystems im Permafrost: Tauender Boden gibt den gespeicherten Kohlenstoff in Form der Treibhausgase Kohlenstoffdioxid und Methan wieder frei. Zwei Hypothesen stehen sich in diesem Szenario gegenüber: Auf der einen Seite die Beschleunigung des Klimawandels durch freigesetzte Treibhausgase, auf der anderen Seite die Dämpfung der Folgen des Wandels durch eine wärmebedingt stärker wachsende Vegetation, die vermehrt Kohlenstoff aufnimmt. Ziel des Verbundprojekts unter der Leitung von Professorin Pfeiffer ist es, die Auswirkungen des sich ändernden Klimas auf den Kohlestoffkreislauf von Permafrostböden zu verstehen und im Anschluss Handlungskonzepte für Entscheidungsträger empfehlen zu können.
Die endliche Ressource Boden verlangt aufgrund ihrer Bedeutung und ihres Werts sowohl von Gesellschaft und Politik als auch von der Forschung stärkeren Schutz und Wertschätzung. Professorin Pfeiffer plädiert aus diesem Grund für die Formulierung internationaler Bodenschutzgesetze sowie für die Gründung eines Konsortiums Deutscher Bodenforschung. Um das öffentliche Bewusstseins für die Ressource Boden zu stärken, überführt Professorin Pfeiffer ihr Wissen in außeruniversitäre Kontexte und gestaltet verschiedene Vortrags- und Vermittlungsformate. Ihre internationale Forschungserfahrung und Expertise auf dem Gebiet der Bodenökologie und Bodengenese macht sie zu einer idealen Ansprechpartnerin für Behörden, Wirtschaft sowie Politik in Bezug auf das Forschungsgebiet der Bodenbewertung und Bodendauerbeobachtung.
Das bodenmikrobiologische Kooperationsprojekt mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, LLUR unter der Leitung von Professorin Pfeiffer leistet einen Beitrag zum vorsorgenden Bodenschutz anhand der modellhaften Untersuchung von Bodenflächen in Schleswig-Holstein. Circa 40 unterschiedlich genutzte Flächen werden seit 25 Jahren dabei beobachtet und hinsichtlich des aktuellen Zustandes, der Veränderung der Böden und daraus resultierenden Prognosen bezüglich der Entwicklung der Böden untersucht. Die durch die Dauerbeobachtung gewonnenen Forschungsergebnisse sollen als Entscheidungsgrundlage für eine nachhaltige Nutzung und der Bewahrung der Böden dienen. Darüber hinaus liefern Beobachtung und Auswertung wichtige Daten zur Bodenfunktionsbewertung und Bodenbelastungskartierung und bilden eine Basis für bodenschutzfachliche Empfehlungen.
Das deutsch-russische Verbundprojekt unter der Leitung von Professorin Pfeiffer untersucht die Auswirkungen des durch den Klimawandel verstärkt tauenden Permafrostbodens anhand des Beispiels Sibirien. Permafrostgebiete reagieren besonders sensibel auf Klimaänderungen und haben gleichzeitig einen großen Einfluss auf das Klima, daher ist die Erforschung freigesetzten Kohlenstoffs durch verstärkt auftauende Permafrostböden von großer Bedeutung für das globale Klima- und Erdsystem. Das Forscherteam untersucht mögliche Szenarien innerhalb des Forschungsprojektes: die Verstärkung des Klimawandels durch vermehrte Freisetzung von Treibhausgasen auf der einen oder die höhere Bindung von Kohlenstoff durch Wärmeanstieg und stärkeres Pflanzenwachstum auf der anderen Seite.
Wälder in gemäßigten Florenzzonen speichern eine große Menge an organischem Kohlenstoff (C). Allein in Europa beträgt die Speicherkapazität 800 Millionen Tonnen pro Jahr, die Speicherverteilung liegt dabei bei 40 % im Boden und 60 % in der lebenden Biomasse (Pfeiffer, Eva-Maria. Kohlenstoffdynamik und -fixierung in Waldböden, https://www.geo.uni-hamburg.de/bodenkunde/forschung/laufende-projekte/waldboeden.html.) Um diese Speicherkapazität des Bodens aufrecht zu erhalten, muss das Ziel nachhaltiger Forstwirtschaft sein, dieses Vermögen auch unter sich ändernden klimatischen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Das Forschungsprojekt unter der Teilleitung von Professorin Pfeiffer untersucht dabei den Einfluss wichtiger Nutzbaumarten auf die C-Fixierungen in Waldböden unter aktuellen klimatischen Bedingungen.
Wir können nur das schützen, was wir auch kennen. Deshalb treibt Professorin Pfeiffer die Schaffung und Gründung eines Boden-Gremiums voran, das in Zukunft auf politischer Ebene mehr für die Sichtbarkeit und die Belange von Böden einsetzt – also mehr Bodenbewusstsein schafft. Professorin Pfeiffer plädiert aus diesem Grund für die Formulierung internationaler Bodenschutzgesetze und die Gründung eines Konsortiums Deutscher Bodenforschung.
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